mit seiner Schaffensphase Wilber-V, ”Kosmic Karma and Creativity” betritt Ken Wilber Neuland und prägt dafür auch neue Begriffe, die im Folgenden kurz vorgestellt werden. Zusammenstellung von Dennis Wittrock.
Integrale Post-Metaphysik
Integrale Post-Metaphysik ist Wilbers Reformulierung der Erkenntnisse der spirituellen Traditionen, die den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht: derselbe GEIST, doch in zeitgemäßer Form. Spirituelle Erkenntnis wird mit Praxis und Injunktionen verknüpft.
Setzt man in die AQAL-Matrix die Parameter der mythischen Ära ein, so kann man daraus klassische metaphysische Systeme rekonstruieren (ähnlich der Relativitätstheorie, die in die alte Newtonsche Physik kollabiert, sobald man bestimmte Masse-Parameter einsetzt). Zudem werden die vorgegebenen ontologischen Entitäten durch ”kosmische Gewohnheiten” ersetzt – eine evolutionäre Sichtweise.
Perspektiven
Integraler Methodologischer Pluralismus (IMP)
- Nonexclusion – ”Nicht-Ausschließung”
- Unfoldment – ”Einfaltung”, ”Aufhebung”
- Enactment – ”Inszenierung”
Einfaltung/Aufhebung bedeutet, dass alle Methoden und Paradigmen (innerhalb einer disziplinären Linie) ”true but partial” sind - wahr, aber nur Teil einer größeren Wahrheit. Nachfolgende Paradigmen heben sie im mehrfachen Sinne des Wortes auf und sind dann relativ wahrer und angemessener als ihre Vorläufer.
Inszenierung bedeutet, dass Subjekte die Welt nicht einfach wahrnehmen (“der Mythos des Gegebenen”), sondern mit ihrem Bewusstsein mit-inszenieren. Level und Zustände des Bewusstseins des Subjekts (und andere intersubjektive Faktoren) sind somit sehr wesentlich an der Inszenierung von Welt beteiligt, strukturiert Wirklichkeit mit ("Kon-struktion"). Faktoren aus allen Quadranten fließen ein, damit ein Erkenntnisobjekt sich zeigt. Diese variieren folglich stark und können nicht universell für alle Menschen und Situationen als gleichbleibend angenommen werden, wie es beim "Mythos des Gegebenen" geschieht. Erfahrung ist nicht gegeben, sie wird inszeniert. Wirklichkeit wird nicht einfach "abgespiegelt" sondern mit erzeugt. (Diese Wendung vom Erkenntnis-Objekt auf das Subjekt ist bereits in der "Kopernikanischen Wende" der Kantischen Erkenntnistheorie angelegt.)
Die acht ursprünglichen Perspektiven
Diese 8 natürlichen Perspektiven sind eng verbunden mit bereits existierenden 8 großen Methodologien der Wissensgewinnung in allen Quadranten Phänomenologie z.B., ist ein Zugang der 1.Person (1P: teilnehmend, unmittelbar, interpretativ) zu individuellen Innerlichkeiten (1P x 1P), während Strukturalismus ein Zugang der 3.Person (3P: objektivierend, betrachtend, distanzierend) zu den selben innerlichen Vorgängen ist (3P x 1P). Dies ist gewissermassen das “Innere des Innerlichen” (Phänomenologie, Zugang durch Introspektion, Meditation) und das “Äußere des Innerlichen” (Strukturalismus, Zugang durch Entwicklungspsychologie, z.B. Piaget, Spiral Dynamics, etc.)
Zudem fasst Wilber das Innere des Innerlichen (#1 und #3), das Äußere des Innerlichen (#2 und #4), das Innere des Äußerlichen (#5 und #7) und das Äußere des Äußerlichen (#6 und #8) in den Zonen zusammen:
Abb.: Acht große Methodologien/ Paradigmen
Integral Operating System (IOS)
”Das Ergebnis ist, dass jedes Hirn-Hardware-System, das mit IOS läuft, automatisch alle Phänomene scannt – innerlich wie äußerlich – nach jeglichen Quadranten, Leveln, Linien oder Zuständen, die nicht mit im Gewahrsein eingeschlossen sind.”IOS ist eine alltagspraktische Version des IMP. Innerhalb seiner Tätigkeit ist man dann “integral informiert” und hat die Existenz aller Quadranten, aller Level, aller Linien, aller Zustände im Hinterkopf, so dass IOS in gegebener Situation einen Korrekturvorschlag anbieten kann. Dies verändert die Qualität der jeweiligen Tätigkeit dramatisch, da eine sehr viel angemessenere und umfassendere Karte der Wirklichkeit herangezogen wird.
Kosmisches Karma und Kreativität
Dies gilt in Wilbers Sicht in allen Quadranten: U.L. gibt es die kollektiven Strukturen des Bewußtseins, die vererbt werden und gleichzeitig weiter evolvieren, (z.B. die vMemes nach SD), für O.L. eine individuelle Geschichte des Bewußtseins, für die beiden rechten Quadranten (äußerlich) dasjenige, was Rupert Sheldrake Felder ”morphischer Resonanz” (gestaltbildende Felder) nennt – jeweils individuell oder kollektiv eine Geschichte der evolvierenden äußerlichen Formen.
Neue Formen in der AQAL Matrix werden als kosmische Gewohnheitsmuster weitergegeben und bilden (je nach Grad der Wiederholung) einen mehr oder weniger starken Wahrscheinlichkeitsraum für zukünftige Phänomene. So entstehen ‚kosmische Trampelpfade’ von denen zwar abgewichen werden kann, dies jedoch mit der Zeit immer unwahrscheinlicher. Auf diese Weise können auch die physikalischen Gesetzmäßigkeiten als uralter kosmischer Habitus re-interpretiert werden, der selber kurz nach dem Big Bang evolviert ist. Hier geht die Kreativitätskomponente zwar mittlerweile gegen Null – ist aber nicht gleich Null (d.h. physikalische Gesetze geben Auskunft über sehr große Wahrscheinlichkeiten bezogen auf das Verhalten fundamentaler Holons wie Atome und Moleküle, jedoch sind das keine vollständig determinierten Aussagen, wie man bisher häufig annahm).
Neue Differenzierungen in der Terminologie
Englisch |
Deutsch |
Begriffserklärung: |
interior / exterior |
innerlich / äußerlich |
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inside / outside |
innerhalb / außerhalb
oder auch: innen / außen |
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internal / external |
intern / extern |
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