Bei diesem Beitrag handelt es sich um meinen Einführungstext im vierten Band der JGR mit dem Titel Ein Mensch zu sein, der im Herbst 2020 erschienen ist. Elmar Schübl
Ein Mensch zu sein. Das ist der Titel des vierten Bandes der Jean-Gebser-Reihe (JGR). Gebser hat ihn für sein großes autobiographisches Vorhaben gewählt. Aber von „Ein Mensch zu sein. Nachzeichnungen aus einem Leben“ gelangte letztlich nur jener Teil zur Ausführung, der seiner Kindheit und Jugend gewidmet ist. Dieser Text – „Die schlafenden Jahre“ – wurde erstmals in einem Essayband publiziert, der nach Gebsers Tod 1974 erschien. Seine zweite Frau, Jo Gebser, gab ihm den Titel „Ein Mensch zu sein. Betrachtungen über die Formen menschlicher Beziehungen“.
Die Aussage „Ein Mensch zu sein“ fordert geradezu zum Nachfragen auf. Was ist (denn überhaupt) der Mensch? Immanuel Kant maß dieser Frage eine grundlegende Bedeutung bei. Sie wurde mir mit zwei anderen Fragen zur Reifeprüfung vorgelegt, was ein heftiges und zugleich ambivalentes Gefühl auslöste. Ich fühlte mich von meinem geschätzten Philosophieprofessor Alfred Wiedl zutiefst angesprochen, denn diese Frage führte ins Zentrum meines Erkenntnisinteresses. Aber sie wurde mir im Juni 1988 zu früh gestellt, weshalb ich damals die beiden anderen Fragen wählte.