Liebe Leser, liebe Leserinnen der Integralen Perspektiven,
Ich bin ein Kind der Dreamtime People
Ein Teil dieses Landes, wie der knorrige Gummibaum
Ich bin der Fluss, der leise singt
Unsere Lieder auf meinem Weg zum Meer singend
Mein Geist ist der Staubteufel
Luftspiegelungen, die auf der Ebene tanzen
Ich bin der Schnee, der Wind und der fallende Regen
Ich bin ein Teil der Felsen und der roten Wüstenerde
Rot wie das Blut, das in meinen Adern fließt
Ich bin Adler, Krähe und Schlange, die gleitet
Durch den Regenwald, der sich an den Berghang klammert
Ich bin hier aufgewacht, als die Erde neu war
Es gab Emu, Wombat, Känguru
Kein anderer Mann mit einer anderen Hautfarbe
Ich bin dieses Land
Und dieses Land bin ich
Ich bin AustralienLied der Aborigines – Gedicht von Hyllus Maris
ganz herzlich begrüssen wir Sie im neuen Jahr mit dieser ersten Ausgabe der Integralen Perspektiven mit dem Schwerpunkt „Klima-Bewusstheit-Ethik”. Während in Australien die Feuer wüten, ist die Menschheit dieser Erde einmal mehr ohnmächtig gegenüber der Gewalt und Intensität der Natur (und ihren Katastrophen).
Wir sind zugleich Sterbebegleiter für eine endende Kultur und Hebammen für eine neue langfristig lebenserhaltende Welt. Beides findet zur gleichen Zeit statt. Wir sind mitten drin und können Einfluss nehmen, wie sich dieser Übergang vollzieht. Lasst uns gemeinsam dem Wandel Kraft geben.
Joanna Macy
Wie hängen die Bedrohung und Zerstörung der Menschen und der Umwelt, das Erkennen des Systems des Lebens und die Frage, was richtig und was falsch ist, zusammen? Was ist die Lösung? Damit beschäftigen sich in dieser Ausgabe unsere Autoren und Autorinnen. Martin Frischknecht (Verleger und Chefredakteur des Spuren-Verlags interviewt zu dieser Frage den Ökonom und Tiefenpsychologen Jürg Theiler und den Verleger und Psychotherapeuten Marc Schmuziger:
Die Ökopsychologie, von der ich am „Besser Leben Forum” berichten werde, geht tatsächlich davon aus, dass das persönliche Leben mit der ökologischen Welt untrennbar verbunden ist. Was wir ihr antun, tun wir uns selber an, wie auch umgekehrt: „Der Raubbau an der Welt spiegelt sich auch im Raubbau an uns selbst.” Das ist die eigentliche Vision. Wenn wir dies ganz tief in uns verspüren, sind wir in der Lage, diese Spaltung zu überwinden. Die Gefühle und Empfindungen zeigen uns dann, wie es uns in dieser Welt geht, und sie sagen uns auch viel über das Leiden der Welt, welches auch zu unserem geworden ist. Erst wenn wir dies akzeptieren, begreifen wir zutiefst, in was für einen destruktiven Strudel wir geraten sind, und können daraus die nächsten Schritte tun. Ich glaube, das zeigt sich schon an vielen Orten und in vielen Initiativen auf unserer Welt. Meine Vision wäre aber, dass wir endlich aus diesem Schubladendenken rauskommen. Ökologische Gerechtigkeit oder Frieden sind nicht ohne Gerechtigkeit und Frieden unter uns Menschen denkbar. Wir sind genauso Teil dieser ökologischen Welt. Das Eine ist ohne das Andere nicht möglich.
In Kooperation mit der DIA freuen wir uns auf das Besser-Leben-Forum am 1.2.2020 in Olten, wo Sie einige unserer Autoren live erleben können.
Unsere Seele weint, weil in ihr das Leiden unserer Erde spürbar wird. Ebenso weinen wir selbst, weil wir nicht mehr weiterwissen, uns in unserem Dasein verlassen fühlen und den Bezug zum eigentlichen Leben – zum Mitmensch und zur Natur – verloren haben. Diese schmerzliche und zerstörerische Spaltung ist das eigentliche Leitsymptom unserer industrialisierten Kultur.
Die Ökopsychologie entwirft einen überaus konkreten und heilsamen Versöhnungsweg, der zu einer tiefen Verbundenheit mit der Welt und aus dem Tal der Tränen in ein sinnerfüllteres oder zumindest authentischeres Dasein führt – zum Wohle der Erde und somit auch des Menschen, die beide untrennbar miteinander verbunden sind.Marc Schmuziger, lic. phil.
Psychotherapeut und Verleger
Über „Ökotopie – jenseits des Umweltschutzes” schreibt unser in Paris lebender IP-Autor Andrew Sweeney:
„Wir haben heute die Wahl. Wir können unser Leben vergeuden, indem wir verschiedene Formen von sozialen und politischen Pornos veranstalten – Zuschauer und Parasiten sein, die durch eine wunderschöne und schreckliche Welt jenseits der wildesten Vorstellungskraft schlafwandeln – oder wir können gemeinsam eine Ökotopie erschaffen.
In jeder Mythologie beginnt der Held die Reise in ein Niemandsland, fällt dann in eine höllische Unterwelt, und erlangt dann durch heroischen Kampf ein Land der Verheißungen. Wenn wir keine Vision des verheißenen Landes haben oder diesen existentiellen Kampf führen, werden wir zwangsläufig in der Unterwelt stecken bleiben. Und wir brauchen einen Führer und einen Wagen, um durchzukommen. Die konstruktive Anstrengung muss darin bestehen, den modernen Wagen zu bauen. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob wir dort ankommen, die Freude liegt auf der endlosen Reise zu immer größerem und tieferem Sein.
Der Gott Thor konnte mit seinem Hammer Berge zum Einsturz bringen, hatte aber nicht die Macht des modernen Schwachkopfes mit einem iPhone in der Tasche. Die ewige Weisheit sagt uns jedoch, dass sich all unsere Kraft zu einem Haufen Asche summiert, wenn wir keine transzendente Vorstellung davon haben, wie wir die Erde zu einem Garten der Geselligkeit machen können."
Desweitern schreibt Dennis Wittrock aus einem kritisch-integralen Blick auf die Klimadebatte mit Michael E. Zimmermann. Das mit Sean Esbjoern Hargens gemeinsam geschriebene Buch "Integrale Ökologie" möchten wir in dieser Ausgabe aus verschiedenen Blickwinkeln vorstellen. Lesen Sie dazu von Hilde Weckmann „Integrale Ökologie”, hören Sie den aktuellen brandneuen Podcast von Tom Amarque mit Sean Esbjörn-Hargens oder freuen Sie sich mit uns, über die meta-integral-german-series am 13.1 in Köln und am 15.1.2020 in München.
Finden Sie in dieser Ausgabe weitere inspirierende und aufrüttelnde Beiträge zum Thema Tiefenökologie, Klima, Bewusstheit und Ethik z. B. von David C. Korten, Gary Zemp, John Bunzl, Nick Duffel, Michel Maxime Egger, Werner Kaiser.
Mit den Worten des grossen Pioniers der Tiefenökologie Aldo Leopold wünschen wir so all unseren Lesern einen kraftvollen, visionären und mutigen Auftakt zum neuen Jahr:
Das „Haupthindernis“, das beseitigt werden muss, um den evolutionären Prozess der [Umwelt-] Ethik ins Fließen zu bringen, ist einfach Folgendes: Verstehen Sie das Nachdenken über angemessene Landnutzung nicht mehr nur als eine ökonomische Frage. Untersuchen Sie jede Frage diesbezüglich nach den Kriterien, ob es sowohl ethisch und ästhetisch richtig als auch ökonomisch nützlich ist. Etwas ist richtig, wenn es dafür sorgt, dass die Integrität, Stabilität und Schönheit der biotischen Gemeinschaft erhalten und gefördert wird. Es ist falsch, wenn es zum Gegenteil führt.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Mitwirkenden, die sich zu diesem wichtigen Thema engagieren!
Ihre Cordula Frei und ihr Martin Heil
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