In unserer Gesellschaft definieren wir Wohlstand fast ausschließlich materiell. Doch Konsum aktiviert zwar unser Belohnungssystem, aber wirklich reich macht er uns nicht – echter Wohlstand muss sich auf vielen Ebenen entfalten. Vivian Dittmar skizziert die Grundpfeiler eines Lebens, das in einer völlig neuen Weise reich ist: reich an Zeit, erfüllenden Beziehungen, Kreativität, Verbundenheit mit den Mysterien des Lebens und der unbändigen Schönheit der Natur. Sie zeigt, dass ein gutes Leben nicht im Widerspruch zu einem notwendigen ökosozialen Wandel der Gesellschaft steht, sondern im Gegenteil dadurch erst ermöglicht wird. Ein Weckruf für eine echte Wohlstandsgesellschaft und für das, was wirklich wichtig ist.
Was brauchen wir zu einem guten Leben?
- Was sind unsere wahren Bedürfnisse und welche davon sind mit Geld überhaupt zu erfüllen?
- Macht mehr Geld, mehr Dinge, mehr materieller Wohlstand uns tatsächlich glücklicher?
- Warum geht es vielen Menschen in unserer Gesellschaft nicht gut, obwohl wir materiell so gut versorgt sind wie noch nie?
- Was wäre, wenn eine Neuausrichtung auf eine nachhaltige, sozial gerechte und sinnerfüllte Zukunft nicht primär Verzicht, sondern eine neue Form von Wohlstand für alle ermöglichen würde?
„Vivian Dittmar schenkt uns mit ihrem Buch einen radikalen Einblick in das, was in unseren Werten und unserer Lebensweise in eine lebensfeindliche Spur missraten ist. Sie nimmt die LeserInnen mit auf eine Reise persönlicher Erfahrungen und Erkenntnisse. Dies geschieht authentisch, aus dem Herzen, mit Weisheit und Liebe zum Leben. Das berührt und verbindet. Die Verknüpfung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit lebendigen Geschichten sowie Impulsen zur persönlichen Reflexion hat mein Verstehen vom Reichtum des einfach MenschSein erweitert und vertieft. Vivian ermutigt, zeigt Perspektiven auf, gibt Hoffnung, weckt Sehnsucht, macht Lust auf Handeln. Danke Vivian.”
- Margret Rasfeld - Bildungsinnovatorin und Gründerin 'Schule im Aufbruch'
Buchauszug
Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, aber eines Tages fragten meine Freunde und ich uns, wie viel wir unseren Eltern wohl wert wären. Es war eine Überlegung, die ohne Hintergedanken geschah, rein aus Neugier. Ich schätze, wir waren damals etwa sieben oder acht Jahre alt. Nachdem wir ein wenig über das Thema nachgedacht hatten, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu finden, gingen wir zu unseren Müttern, die gerade in eines ihrer Endlosgespräche vertieft waren.
Wir fragten sie geradeheraus: »Für wie viel würdet ihr uns verkaufen?« Sie sahen uns verdutzt an, lachten und antworteten: »Wir würden euch gar nicht verkaufen.« Wir waren mit dieser Antwort nicht zufrieden, schließlich wollten wir ja wissen, wie viel wir ihnen wert wären. Also hakten wir nach: »Um keinen Preis der Welt?« Sie lachten wieder. Offenbar fanden sie unsere Frage absurd. »Natürlich nicht«. Wir waren immer noch nicht zufrieden. Vielleicht hatten sie uns nicht richtig verstanden. Also fragten wir erneut, machten es konkreter: »Auch nicht für eine Million Mark?« – eine Million war die größte Summe Geld, die wir uns damals vorstellen konnten. Es war unendlich viel. Wieder lachten unsere Mütter, strichen uns über den Kopf und beteuerten: »Nein, auch nicht für eine Million Mark.«
Jetzt waren wir verblüfft. Da wir jedoch merkten, dass wir hier nicht weiterkamen, überließen wir unsere Mütter wieder ihren Endlosgesprächen und machten uns vom Acker. Es war ein seltsames Gefühl der Beklommenheit in mir: So viel sollten wir ihnen wert sein? Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vermutlich wäre ich noch viel verdutzter gewesen, wenn meine Mutter mir ein Preisschild umgehängt hätte. Doch die Feststellung, dass wir unseren Eltern mehr als eine Million Mark wert sein sollten, löste ungläubiges Erstaunen in uns aus.
Ich habe erst viel später begriffen, was wir mit unserer Frage berührt hatten. Wir waren ganz unversehens in einen Bereich hinein gestolpert, den ich heute als heilig bezeichnen würde. Nein, nicht im kirchlichen Sinne, sondern in einem sehr weltlichen. Unsere Eltern wollten uns um keinen Preis der Welt verkaufen, da wir ihnen heilig waren. Doch was ist das Heilige in dem Fall? Eisenstein definiert das Heilige in seinem Buch als das, was »einzigartig und verbunden« ist. Ich liebe diese Definition, und sie ist für mich ein Schlüssel, das Wesentliche in unserem Leben zu erkennen.
Was ist dir in deinem Leben heilig? Was ist unverkäuflich? Was ist einzigartig und verbunden? Ich werde dieses Thema und diese Fragen im Laufe dieses Buches immer wieder aufgreifen, denn es sind die nicht käuflichen Geschenke in unserem Leben, die echten Wohlstand ausmachen. Dieser Wohlstand ist daher nicht in Geld messbar und wird es nie sein. Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Indikatoren dafür gibt oder dass wir diesen keine Beachtung schenken sollen. Doch es bedeutet sehr wohl, dass unsere Fixierung auf Geld und auf das Messbare ein Hindernis für die Entwicklung von echtem Wohlstand ist.
Auszug (S. 55-56) aus dem Buch „Echter Wohlstand – Warum sich die Investition in inneren Reichtum lohnt“ von Vivian Dittmar (Kailash Verlag, März 2021)
https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Echter-Wohlstand/Vivian-Dittmar/Kailash/e585381.rhd
Vivian Dittmar
Als Autorin und Impulsgeberin für kulturellen Wandel engagiert Vivian Dittmar sich seit zwei Jahrzehnten für eine ganzheitliche Entwicklung von Mensch, Gesellschaft, Wirtschaft und Bewusstsein.