Ken Wilber

Aus: Ken Wilber, excerpt B, 2003

Wir müssen uns gegenseitig unser Hiersein vergeben, weil unsere Existenz für andere eine Qual bedeutet. Die goldene Regel inmitten dieser gegenseitigen Misere war immer schon nicht die, keinen Schaden zuzufügen, sondern die, so wenig Schaden wie möglich zu verursachen – und nicht einander zu lieben, sondern so viel zu lieben wie uns möglich. Lassen wir unsere Landkarten auf unserem Weg durch Samsara geleitet sein von einem Kalkül der Qual sowie auch des Mitgefühls.

Wir muessen uns unser Hiersein vergeben

Am Ende ist, ja, Samara nichts anderes als Nirvana und Nirvana nichts anderes als Samsara. Die Dinge der endlichen, manifesten, zeitlichen Welt stoßen gegeneinander, quälen sich, lieben sich für einen Augenblick oder zwei. Und genau diese Welt stellt sich als der Bereich des Göttlichen dar, wo jedes Ding und jede Erscheinung, so wie sie ist, erscheint, als eine schimmernde Geste, ein leuchtender Glanz, ein funkelndes Juwel, spontan sich manifestierend aus dem Meer der Großen Vollkommenheit, und alles das ist nichts anderes als das strahlende Lächeln deines eigenen ursprünglichen Antlitzes.

Doch weiterhin gibt es dieses manifeste Chaos. Solange die Welt um dich herum erscheint, ist sie Samsara, und daher richte deine Handlungen so aus, dass sie geringstmöglichen Schaden und die meiste Fürsorge beinhalten. Erscheint die gleiche Welt in dir, ist sie Nirvana und alle deine Handlungen werden für sich selber sorgen und das Kalkül von Schmerz und Mitgefühl entfaltet sich auf seine Weise, jedes empfindende Wesen mit größtmöglicher Fürsorge behandelnd und gelobend, jedes einzelne zu befreien. Das geschieht mit dem Wissen, dass in Wirklichkeit keine anderen existieren, die zu befreien sind, weil es im gesamten Kosmos keine anderen gibt, sowie auch kein Innen und kein Außen, sondern immer nur Dies.

Grüße den Tag in dir mit der Entfaltung der Menschen um dich herum. Sieh den Sonnenaufgang ohne deine Augen zu öffnen. Fühle die entfernten Galaxien erscheinen und vergehen, mit jedem Herzschlag des einzigen Herzens, welches existiert – du kannst dieses Schlagen jetzt fühlen – und segne das gesamte Universum, das in dir erscheint, in der inneren Einwilligung es immer wieder zu fühlen, jetzt und jetzt und wieder jetzt. Verneige dich in der großen Entfaltung, die alles in sich enthält, vor der Soheit aller Wesen, an dem einzigen Ort der wirklich existiert und der einzigen Zeit, die nur jetzt ist.

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