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Wilhelm Reich - Orgon - subtile Energien



Transkription und Übersetzung Monika Frühwirth

Wilhelm Reich, 24. 3. 1897 - 3. 11. 1957 war der „Entdecker“ des „Orgons“, eine sich auf alle Lebensbereiche auswirkende Bio-Energie. Darauf aufbauend entwickelte er die (wissenschaftlich nicht anerkannte) Orgontherapie. Diese Energieform sei nach Reich und seinen Anhängern die biophysikalische Grundlage für die Wirksamkeit der Psychotherapie, wirke bakterizid, töte Krebszellen und sei in so genannten Akkumulatoren speicherbar. Ein Verbot dieser „Orgon-Kästen“ sowie die Verfügung, diese Kästen selbst sowie alle seine Bücher zu vernichten, ließ Reich an der Kompetenz des Gerichts in Sachfragen zweifeln, und führte 1956 zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen Missachtung des Gerichts. Während der Haft starb Reich an plötzlichem Herztod. Seine Orgontheorie wird oft in geistiger Nähe zu vermeintlichen oder tatsächlichen Entdeckungen Nikola Teslas bezüglich einer universellen Ätherenergie gesehen.

(aus: Wikipedia)




Da Ken Wilber sich schon früh mit dem Thema „subtile Energien“ auseinandergesetzt hat, und diesem Thema in seinem angekündigten 2ten Band der Kosmos Trilogie ein eigenes Kapitel widmen möchte, interessierte uns seine Meinung zu Wilhelm Reich, einem der Pioniere auf diesem Gebiet, und wir stellten Wilber auf unserem Kongress im Herbst 2004 eine entsprechende Frage.

Hier seine Antwort:

„Reich ist einer der ganz großen Pioniere, wie William James oder Carl Jung oder sogar Freud. Diese wirklich frühen Pioniere der westlichen Psychologie, oder wie ich es nennen würde, Psycho- Spiritualität sind allerdings nicht immer nur ein Segen. Ein Teil ihrer Arbeit ist jedoch derart wichtig und grundlegend, dass wir das wirklich anerkennen und ehren müssen, und natürlich wollen wir diese Teilwahrheiten auch integrieren.

Reich war sicher ein Pionier auf dem Gebiet der Bioenergetik und des pranamayakosha [der vital-emotionale Bereich] in all diesen Dimensionen der Existenz. Der Nachteil jedoch ist – wie auch bei Jung und William James -... ich benenne jetzt zuerst einmal das allgemeine Problem und dann können wir spezifisch über Wilhelm Reich sprechen.

In den letzten eintausend Jahren gab es zwei äußerst wichtige Entdeckungen, die mit Psychologie, Spiritualität oder inneren Wirklichkeiten zutun haben. Eine davon wird meistens Phänomenologie genannt, oder Innenschau. Die andere ist der Strukturalismus. Ob Innenschau nun im Rahmen von Vipassana oder Vedanta stattfindet, auch bei Freud und der Heiligen Theresa, grundsätzlich schaut man dabei in den eigenen Geist. Und man bemüht sich, innere Wirklichkeiten zu erkennen und sich mit anderen darüber auszutauschen, usw. Allein schon die Fähigkeit für diese Art der Innenschau ist äußerst wichtig. Das kann darin bestehen, durch Innenschau Inhalte des Geistes zu erkennen oder auch nur Körperenergien zu fühlen oder die Chakren zu fühlen und dergleichen. Das ist eine sehr wichtige Entdeckung.

Aber eine andere, noch wichtigere geht zwar zurück auf Immanuel Kant, wir finden sie jedoch bei allen modernen bis zu den postmodernen und den strukturellen bis zu den poststrukturellen Denkern – bis hin zu Foucault und Piaget. Sie besagt, dass es zusätzlich zu den Phänomenen des Geistes, die ich durch Innenschau erkennen kann – ich kann meine Träume, meine Wünsche usw. sehen – auch Strukturen der Psyche gibt, die mitwirken, die Phänomene der Innenschau hervorzubringen. Und diese Strukturen kann ich nicht sehen. Anders gesagt: Die Phänomenologie wird mir nicht jene Strukturen zeigen können, welche es möglich machen, dass Phänomenologie geschehen kann. Das ist die große Kritik, die bisher jeder von Kant bis Foucault gegen den bloßen Empirismus oder die Phänomenologie oder die bloße Innenschau vorgebracht hat: Dass sie alle Bilder oder Objekte oder Phänomene zeigen, aber nicht die Strukturen die diese Phänomene konstruieren, und diese müssen durch Techniken wie die Phänomenologie, Linguistik und andere Formen der Methodologie erarbeitet werden.

Eine der einfachsten Formen, dies zu tun, ist z.B. in der Spiral Dynamik – „Rot und Blau und Orange und Grün“ – das sind Strukturen. Sie können zwanzig Jahre lang auf dem Meditationskissen sitzen und Ihren Geist betrachten, und Sie werden niemals etwas sehen, das Ihnen erklärt: „Das ist ein oranger Gedanke, das ist ein grüner Gedanke, das ist ein gelber Gedanke“. Und Sie werden auch nie etwas sehen, das Ihnen sagt: „Das ist jetzt ein Gedanke der Moralischen Ebene 1“ oder „das ist Moralische Ebene 2 oder 3“ - mittels Phänomenologie oder Innenschau werden Sie das nicht sehen können.

Nun – alle diese Pioniere der Frühzeit, wie Wilhelm Reich und Carl Jung, wendeten Innenschau an, zeigten uns zwar Phänomene, jedoch nicht die Strukturen, die diese ermöglichen.

Nehmen wir einen Jungianischen Archetyp wie den „Krieger“. Da besteht ein grundlegender Unterschied – da gibt es dann einen roten Krieger, einen blauen Krieger, einen orangen Krieger, einen grünen Krieger usw. Mit dem „Krieger“ Archetyp allein jedoch verliert man völlig an Dimensionalität. Damit ist man bei einer Flachlandpsychologie gelandet, und diese richtet meist mehr Unheil an, anstatt zu heilen.

Wieder einmal: „Niemand kann 100% falsch liegen“ – niemand kann nur Irrtümer produzieren. Es finden sich daher bei Jung und Freud und William James einige wichtige Wahrheiten, ebenso bei Wilhelm Reich und Vipassana. Jedoch müssen wir diese in einen strukturalistischen und poststrukturalistischen Kontext stellen, um sie wirklich zu verstehen. So gesehen ist Wilhelm Reichs Arbeit über die Charakterpanzerung und die Körperenergien außerordentlich wichtig.

Das Hauptproblem bei den Reichianern - wie auch bei vielen anderen Körpertherapeuten - ist, dass sie die typhonische Ebene der ersten Person mit jener der zentaurischen der vierten Person verwechseln. Sie nehmen an, da sie mit der Körperwahrnehmung der ersten Person in Kontakt kommen, dass sie dadurch irgendwie auch die zentaurische Schaulogik der vierten Person erschließen. Sie kommen jedoch nicht einmal in die Nähe der Schau-Logik. Das hat zur Folge, dass sie sehr regressiv werden. Sie begehen diesen grundlegenden Irrtum und werden dadurch in ihrem Zugang sehr regressiv.

In der Integralen Psychologie versuchen wir daher zu sagen: „Hier gibt es einige wirklich wichtige Punkte, die Wilhelm Reich entdeckt hat, und sie sind immer noch gültig ,nämlich in einem größeren Zusammenhang – insofern der Körper tatsächlich bioenergetische Strömungen besitzt, speziell im pranamayakosha, sehr ähnlich der Libido, ebenso die biologischen Lebenskraft auf dieser Ebene.

Wenn ein kleines Kind mentale Fähigkeiten entwickelt und sozialisiert wird, können einige dieser bioenergetischen Fähigkeiten pathologisch unterbrochen werden. Durch Introjektionen oder durch mentale Konstrukte wie „dass man diese Gefühle nicht haben soll, dass der Orgasmus schmutzig ist“ oder sonst einer der oral-anal-genitalen Konflikte, die da geschehen können. Alle diese Entwicklungen des ersten, zweiten oder dritten Chakras können durch ein Studium von Wilhelm Reich profitieren, da er dazu äußerst wichtige Erkenntnisse hatte – wenn auch begrenzter Art.

Doch dann muss man Acht geben, nicht in eine Falle zu geraten, indem man annimmt, dass diese frühen pranischen Strömungen, da sie grundlegender sind, somit auch wichtiger sind. Das sind sie nicht, sie sind von geringerer Bedeutung. Sobald man jedoch das verwechselt, sind Regressionen die Folge.“


Quelle: AK-Ken Wilber Rundbrief 22, 2005


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